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Feb 27, 2019

Stress ist ein entscheidender Faktor in einer Verhandlung – die Balance ist von hoher Bedeutung für das Ergebnis, denn zum einen benötigst Du eine Grundspannung und kannst den Stress für Dich nutzen, zum anderen ist eine Affekthandlung sehr häufig ein kapitaler Fehler, der kostspielig sein kann. Wie Stress auf dich wirkt und wie du ihn für dich in einer Verhandlung nutzen kannst, das erfährst Du in der heutigen Episode des PRM-Podcast „Besser verhandeln“

 

In einer Verhandlung steht man unter Stress. Die einen mehr, die anderen weniger.

Selbst erfahrene Verhandlungsführer weisen eine erhöhte Stressdosis auf, wenn sie verhandeln. Dieser Stress ist eine natürliche Reaktion unseres Körpers und er ist sogar wichtig für den Erfolg. Allerdings – und das ist die große Gefahr – kann Stress auch die Ursache für Fehler sein – schlimmsten falls, fatale Fehler… und die gilt es wie immer bei sich zu vermeiden.

Jetzt erstmal ein wenig Aufklärung, denn wenn die Ursache des Problems kennst, ist es leichter in den Griff zu bekommen – wieso also kann Stress gefährlich für deine Verhandlung sein?

Nun - Ich bin kein Neurobiologe und werde auch keiner werden, daher versuche ich es so einfach wie möglich darzustellen:

Wenn Du unter extrem hohen Stress stehst, dann lenkt dein Hirn, quasi als Schutzfunktion, die gesamte Energie auf einen bestimmten Bereich, und zwar auf den, der für dein Überleben wichtige Entscheidungen trifft. Alle anderen Verbindungen zu den, für diese Situation unwichtigen Bereichen, werden kurzfristig unterbrochen. In dieser Situation trifft das Gehirn dann eine Entscheidung – Angriff oder Flucht.

Sicher wirst du in dem ein oder anderen Artikel oder Buch schon über das wohl klassischste Beispiel in diesem Zusammenhang gestolpert sein. Genau, das mit dem Urmenschen, der – je nachdem wie der Schreiber es darstellen möchte, von einem Bären, einem Säbelzahntiger oder einer anderen Bedrohung, die sich für das Storytelling an dieser Stelle eignet, angegriffen wird. Der Urmensch, der in dieser Situation offensichtlich unter Stress steht, hat dann nur noch 2 Möglichkeiten – Keule nehmen und draufhauen (Angriff) oder einfach abhauen (Flucht).  

Damit ist an dieser Stelle dazu auch schon alles gesagt. Wenn du hier weiter in die Tiefe einsteigen möchtest dann frage das Internet nach Walter B. Cannon, denn er ist der US-amerikanischer Physiologe, der die so genannte Kampf-oder-Flucht Reaktion geprägt hat. Wissenschaftlich zusammengefasst, beschreibt die Kampf-oder-Flucht-Reaktion die rasche körperliche und seelische Anpassung von Lebewesen in Gefahrensituationen als Stressreaktion. Kleiner Spoiler – wenn Du jetzt erwartest, dass diese Erkenntnisse der Neuzeit angehören, dann wirst Du wahrscheinlich enttäuscht werden – zumindest, wenn Du – so wie ich – 1915 nicht mehr zur „Neuzeit“ zählst.

Das positive an Stress ist die Zunahme der eigenen Leistungsfähigkeit, denn der Körper wird in „Alarmbereitschaft“ versetzt. Du bist zum Beispiel achtsamer, fokussierter. Du kannst Dich also durchaus freuen, wenn Du merkst, dass dein Stresslevel zunimmt, denn dann hast Du die Wichtigkeit der Verhandlung erkannt und kannst Dich selbst zu Höchstleistungen treiben.

Wie schon erwähnt, hat Stress jedoch auch eine negative Seite! Er ist nur bis zu einem bestimmten Level hilfreich. Und dieses Level ist von Person zu Person unterschiedlich. Wenn Du wissen magst, wie Du dein eigenes Stresslevel definieren kannst, dann schreib mich an – denn hier würde das jetzt zu sehr abweichen. Wenn dein Stresslevel zu hoch ist und die Schwelle überschreitet, läufst du Gefahr im Affekt zu handeln – und das kann, wenn Du nicht richtig drauf vorbereitet bist – ein fataler Fehler sein.

Klassische Fehler sind zum Beispiel ein zu hoher Redeanteil und eine zu frühe Festlegungen – in einer Verhandlung ist gerade die Anfangsphase ein hoher Stressfaktor – wenn Du da zu viel sprichst, oder dich im Affekt festlegst – ein Beispiel dein Gegenüber konfrontiert dich mit „Wenn wir 5 Teilnehmer zu dem Workshop nach Berlin schicken, wollen wir 20% Rabatt pro Teilnehmer“ und Du dann „Nein! Es gibt eine Rabatte! Die Preise sind fix und bereits für Sie entsprechend fair kalkuliert“ erwiderst, dann bringst Du dich in eine schlechte Position und nimmst Dir Bewegungsspielraum, den Du für deine Verhandlung brauchst. Ein fataler Fehler!

Es gibt verschiedene Techniken, wie du diese Fehler vermeiden kannst.

Die wohl smarteste Lösung ist, ein solches Stresslevel gar nicht erst zu erreichen. Auch nicht in der Anfangsphase. Leicht gesagt, und einfacher als erwartet getan: Wenn Du deine Verhandlung professionell und sehr gut vorbereitet hast, dann verleiht dir das eine gewisse Sicherheit. Du wirst mit einem anderen, niedrigeren Stresslevel in die Verhandlung gehen. Bei dem Beispiel hat deine Analyse in der Vorbereitung ergeben, dass dein Gegenüber eine Preisreduktion anstrebt – deshalb wird dich die Rabattforderung nicht überraschen = keine Überraschung bedeutet generell kein enormer Anstieg des Stresslevels – unabhängig davon, in welcher Phase der Verhandlung du dich gerade befindest. Es kommt jetzt eher drauf an, wie deine Strategie aussieht.

Lassen wir mal kurz außer Acht, in welcher Phase wir gerade sind, denn es kann auch in anderen Phasen der Verhandlung durchaus stressig werden.

Wenn Du dich also in einer Situation wie dieser befindest, kannst du entweder auf die Agenda verweisen „Das ist ein sehr interessanter und vor allem wichtiger Punkt, den Sie da ansprechen. Lassen Sie uns doch vorher noch genauer definieren, welche Teilnehmer für den Workshop in Berlin in Frage kommen bevor wir uns dann mit den Konditionen beschäftigen“ – Mit dieser Variante behältst Du die Führung bei und entschärfst die Situation ein wenig.

 

Oder Du nutzt eine offensivere Variante, diese besteht aus 3 Komponenten:

  1. Mitschreiben (Meine Notiz lautet in diesem Fall „5 TN für Berlin – Kondition offen“
  2. Einem Wort als „Reaktion“ - hier bietet sich z.B. „soso“ an
  3. Schweigen

Nun ist der Gegenüber wieder an der Reihe. Diese Variante ist wesentlich risikoreicher, denn Du erhöhst das Stresslevel und gehst aktiv in den Konflikt. Zudem reagierst Du in diesem Fall, was selten gut ist.

Die nächste Variante ist nur empfehlenswert, wenn du deine Emotionen absolut im Griff hast, und dein Stresslevel nicht überhöht ist!

Du reagierst mit einer Gegenforderung:

„Wenn wir 5 Teilnehmer zu dem Workshop nach Berlin schicken, wollen wir 20% Rabatt pro Teilnehmer“

Ich freue mich, dass wir Ihre Mitarbeiter in Berlin begrüßen können. Könnten Sie sich vorstellen neben den zugesagten 2 Einkäufern und den 3 Sales Managern auch noch 4 Ihrer Projektmanager sowie 3 Mitarbeiter Ihres HR-Teams anzumelden – das würde eine Anpassung des Gesamtpreises ermöglichen.“

Auch so übernimmst Du wieder das Ruder und zwingst deinen Gegenüber zur Reaktion. Vorsicht ist hier dennoch geboten, denn so solltest Du nicht vorgehen, wenn dein Stresslevel zu hoch ist. In dem anfänglich beschriebenen Status wirst Du eine solche Gegenforderung nur schwer platzieren können.

Diese Varianten sind die offensiveren Varianten.

Eine defensivere Variante ist das Time-Out. Wenn Du merkst, dass dein Stresslevel in den kritischen Bereich vordringt, dann musst Du es wieder runterfahren. Verschaffe dir Raum für Bewegung – das ist Wort-wörtlich gemeint.

Leite eine Pause ein, zum Beispiel damit du kurz mit deinem Team Rücksprache halten kannst, oder du noch ein paar Dinge sicherheitshalber prüfen musst. Wenn Du in dieser Pause bist, dann bewege dich! Stehe auf, gehe ein paar Schritte, hole dir etwas zu Trinken oder gehe zu einem Fenster und lasse etwas frische Luft rein – durch die Bewegung senkst Du dein Stresslevel.

Für den Fall, dass dein Stresslevel so hoch ist, dass Du kurz vor dem „Angriff-Flucht“ Modus bist, solltest Du auf jeden Fall eine Pause nutzen. Bis dato ist es wichtig, dass Du Stressfaktoren reduzierst – das bedeutet, dass Du z.B. keinen Gegenangriff einleitest, wenn Du angegriffen wirst, du nicht vor irgendwas davonläufst – also die Verhandlung im Affekt abbrichst und Du auch nicht versuchst, deinen Gegenüber mit irgendwelchen Tricks zu manipulieren. Gerade letzteres ist in meinen Augen eine Unart, die ich niemandem empfehle. Konzentriere Dich auf dich und auf deine Aktionen, nehme dir, wenn nötig eine Pause, um dein Stresslevel zu senken – alles andere ist verschwendete Kraft.

Mein persönlicher Favorit ist eine Abwandlung, die ich auch gerne in meinen Verkaufsgesprächen nutze: Gebe deinem Gegenüber die Macht der Entscheidung. Du kennst es sicher von dir selbst – wenn Du das Gefühl hast, dass jmd. über deinen Kopf hinweg entscheidet, dann kann die Entscheidung noch so gut sein – es fühlt sich komisch an. Hast Du dich selbst entschieden, ist das Gefühl ein anderes. Bleiben wir beim ursprünglichen Beispiel:

„Wenn wir 5 Teilnehmer zu dem Workshop nach Berlin schicken, wollen wir 20% Rabatt pro Teilnehmer“

„Das ist kompliziert – ich bin mir sicher, dass sowohl Ihr Unternehmen als auch Ihre Mitarbeiter schnell spürbar von dem Workshop profitieren werden, nur möchte auch ich von einer Zusammenarbeit profitieren, und deshalb ist eine Anpassung in diesem Ausmaß nicht umsetzbar. Wie möchten wir nun weitermachen?“

In der Akquise nutze ich z.B. sehr häufig einen Satz, den ich von Stephan Heinrich häufiger zu hören bekommen habe: „Was wären aus Ihrer Sicht die nächsten logischen Schritte?“

In beiden Fällen stellst Du eine Verbindung zum Gegenüber her – Ihr schaut in eine Richtung und Du bist nicht mehr der „Böse Gegenüber“ oder „der, der mir was andrehen will“ sondern einen Schritt näher an ihm dran. So wirst Du auch viel einfacher ein Ergebnis erzielen.

In der Stresssituation zwingst du deinen Gegenüber zu einem „Denkprozess“ – er hat sehr wahrscheinlich nicht damit gerechnet, dass er mit dir gemeinsam entscheiden soll, wie es weitergehen soll. Durch den neuen Fokus ist die „Gefahr“ erstmal reduziert, wodurch sich auch das Stresslevel senkt.  

 

Jetzt kennst Du den Einfluss von Stress auf deine Verhandlung und wie Du richtig damit umgehst:

  • Nutze den Stress, um dich selbst zu Höchstleistungen zu treiben
  • Freue dich, dass Du die Wichtigkeit der Lage erkannt hast, wenn du merkst, dass dein Stresslevel ansteigt.
  • Verweise auf die Agenda
  • Mitschreiben – 1 Wort – Schweigen
  • Gegenforderung (Reaktion) nur dann, wenn Stresslevel nicht zu hoch ist
  • Nutze Pausen und Bewegung um dein Stresslevel zu senken.
  • Konzentriere Dich auf dich selbst – du bestimmst, was dich stresst und was nicht!
  • Kein Gegenangriff, kein weglaufen
  • Mache deinen Gegenüber zum Entscheider

Wenn Du auch nur einen dieser Tipps in Zukunft berücksichtigst, dann wirst Du mit Sicherheit – BESSER VERHANDELN.

 

Wenn Du zukünftig noch mehr aus deinen Verhandlungen raushohlen möchtest, Du lernen magst, wie Du Angriffe souverän abwehren und Macht in Verhandlungen aufbauen und nutzen kannst  – dann sichere Dir noch rasch ein Ticket für „Erstklassig verhandeln“ – den Workshop am 15.03.19 im Berliner Olympiastadion. Melde Dich über den Link in den Shownotes an und mit dem Code „Podcast“ im Bemerkungsfeld, erhältst Du 10% Rabatt auf den ursprünglichen Ticket Preis.

Und wenn Du mir einen Gefallen tun möchtest, dann empfehle diesen Podcast weiter und bewerte ihn mit 5 Sternen bei itunes.

Besten Gruß & bis zum nächsten Mal

 

Das hörst Du wann: 

00:45 Einleitung

01:26 Ausgangslage

01:51 Aufklärungsarbeit – Was richtet Stress an?

03:44 Positiver Einfluss von Stress

04:08 Negativer Einfluss von Stress

04:44 klassische, durch Stress verursachte Fehler

05:21 Techniken, diese Fehler zu vermeiden

05:25 die smarteste Lösung – Stresslevel im Vorfeld reduzieren

06:14 Offensive Lösungswege

07:13 Profi & Risikovariante

08:08 Defensivere Variante & Maßnahmen zur Stressreduktion

08:42 Was tun, wenn mein Stresslevel zu hoch ist?

09:26 Entscheidungsmacht „übergeben“

11:21 Zusammenfassung

 

 

Shownotes

Workshop „Erstklassig verhandeln“

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