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Nov 27, 2018

Durch diese Episode wirst Du in der Lage sein, eine Verhandlung noch souveräner zu führen. Du wirst erfahren, wie Du mit eventuellen Angriffen umgehen kannst bzw. wie Du diese von vorherein verhindern kannst, wie du die Verhandlung permanent in deine Richtung führst, und wie Du so schlussendlich zu deinem Ziel kommst, ohne jemandem dabei offensichtlich auf die Füße zu treten.

Da mir in der aktuellen weltpolitischen Lage ein Beispiel aus meiner Zeit beim Militär an dieser Stelle etwas zu heikel ist, habe ich mich für eins aus dem Fußball entschieden. Keine Sorge – den Link zur Wirtschaft werde ich später herstellen.

Meine Rolle auf dem Platz war es, Tore zu schießen und diese Vorzubereiten. Kurz gesagt: ich bin Stürmer. Also Offensivspieler, Angreifer oder salopp gesagt: der, der „vorne drin“ steht. Einer meiner Fußballtrainer hat mir mal deutlich gemacht, dass ich als Stürmer der erste Verteidiger unserer Mannschaft sei. Meine Interpretation von „Defensivspiel“ war – dass ich die Passwege der Verteidiger des Gegners zustelle und diese bei Ballbesitz anlaufe, also unter Druck setze, damit wir so schnell wie möglich in Ballbesitz kommen und unser Spiel aufziehen können. Tue ich das nicht, so kommt der Gegner mit dem Ball schnell in die Gefahrenzone – also in die Nähe unseres eigenen Tores, und hat die Chance auf einen Treffer.

Jetzt muss man kein Fußballexperte sein, um zu wissen, dass das Ziel des Spiels ist, mindestens ein Tor mehr zu erzielen als der Gegner. Das ist natürlich einfacher, wenn man überhaupt kein Tor kassiert. Ich als Stürmer bin somit dafür verantwortlich, dass wir vorne Tore schießen, und die Verteidigung des Gegners sich nicht ungehindert in die Offensive einbinden kann. Je weiter der Gegner vom Tor weg ist, desto schwieriger wird es für Ihn ein Tor zu erzielen. Auch dafür musst Du kein Fachmann sein.

Was heißt das nun für deine Verhandlung?

Du als Verhandlungsführer hast die Aufgabe, deine Ziele zu erreichen – also Tore zu schießen oder vorzubereiten, damit ihr später als Sieger vom Platz geht. Dein Gegenüber möchte das gleiche für sich in Anspruch nehmen.

Nun seid ihr, anders als eine Fußballmannschaft nicht mit 10 weiteren Mitspielern im Raum, sondern wahrscheinlich allein. Also bist du auf dich allein gestellt. Da Du ja aus den vorherigen Episoden weißt, wie Du dir eine sehr gute Ausgangslage für diese Situation verschaffst, bist du im Vorteil.

Was genau bedeutet „Angriff“ in einer Verhandlung? Ich verstehe darunter, dass Du den „Ball hast“ – also die Verhandlung führst. Du bestimmst die Themen, die Dauer und durch den geschickten Einsatz deiner Taktiken erreichst Du deine Ziele. Du bist also zu jeder Zeit „Herr der Lage“. Du agierst ständig und hältst, je nach Empfinden, den Druck auf deinen Gegenüber hoch. Du „zwingst“ ihn auf eine charmante Art und Weise in die Defensive, also in die Reaktion. Auf jede seiner Reaktionen folgt eine Aktion von dir. Das verstehe ich unter „Angriff“.

Wichtig, nein – ENORM WICHTIG ist, dass Du auf keinen Fall einen verbalen Angriff auf deinen Verhandlungspartner starten solltest. Zumindest nicht das, was man darunter verstehen könnte. Persönliche Beleidigungen, Anfeindungen und Kraftausdrücke haben (hoffentlich verständlicher Weise) in einer professionellen Verhandlung nichts verloren.

In den vorherigen Episoden hast Du gelernt, dass Du eine Agenda für deine Verhandlung benötigst, wie Du Anker richtig verwendest und wie Du z.B. durch geschickte Zusammenfassungen die Verhandlungsführung beibehältst. Genau durch diese Taktiken wirst Du die Verhandlungsführung beibehalten. Durch deine Vorgaben, also die Agendapunkte führst Du aktiv die Verhandlung. Du bringst deinen Gegenüber dazu, zu reagieren. Eigene Punkte darf er nur dann einbringen, wenn es für Dich passt. Natürlich lässt du ihn das nicht so spüren, sondern berufst dich auf die Agenda.

Wenn also beispielsweise ein Thema angesprochen wird, dass gerade nicht in die Agenda passt, berufst Du dich auf die Agenda und führst wieder zurück in die Spur.

„Herr XY, wir wollen 10%batt auf das gesamte Sortiment“ – Die finanziellen Fragen sind ein sehr wichtiger Punkt, den wir nicht einfach zwischen Tür und Angel besprechen sollten. Lassen Sie uns doch in den nächsten 10 Minuten gemeinsam die Lieferkonditionen und Qualitätsstandards definieren bevor wir dann intensiver über die zukünftige Gestaltung unserer Geschäftsbeziehung sprechen. – Angenommen, Sie bauen die Geschäftsbeziehungen in Asien wie angekündigt weiter aus, dann könnten wir uns vorstellen, Sie direkt von unserem Werk in Japan aus beliefern zu lassen, das würde sowohl die Lieferzeit als auch die Flexibilität positiv beeinflussen“ In diesem Beispiel wurde der Punkt der Gegenseite (10% Rabatt) aufgefasst und abgeschwächt bevor auf die Agenda zurückgeführt wurde. Im nächsten Schritt wurde eine Forderung (Projekte in Asien direkt von Japan aus zu beliefern) eingebracht. Dein Gegenüber ist nun zur Reaktion gezwungen und das ohne dabei irgendwie respektlos, druckvoll oder unkooperativ zu erscheinen. Wenn ich das nun auf mein Beispiel projiziere, dann hätte meine Mannschaft denn Ball erobert indem man die Passwege geschickt zugestellt hätte.

Ähnlich gehst Du mit Angriffen um – die 10% Rabatt könnten ja schon als Angriff angesehen werden. Wenn Du allerdings von vorn herein so vorgehst, dann wird die Wahrscheinlichkeit eines Angriffs drastisch sinken. Sollte eine solche Situation dann kommen, wenn es auch ins Thema passt, dann gibt es aus meiner Sicht 2 sehr gute Lösungswege

Lösungsweg # 1 – Loben/Gemeinsamkeit hervorheben, zusammenfassen, minimieren, fordern.

Beispiel: „Wir wollen 10% Rabatt auf das gesamte Sortiment“

„Es freut mich, dass Sie Interesse an unserer gesamten Produktpalette haben, daraus schließe ich, dass Sie ebenfalls eine langfristige Partnerschaft anstreben.- kurz innehalten, denn in 9 von 10 Fällen kommt hier eine Bestätigung, wenn Du an dieser Stelle eine kurze Pause einbaust und deinen Gegenüber „fordernd“ anschaust. Ist diese erfolgt, geht es weiter mit:

„schön, dass wir uns in dem Punkt der langfristigen Zusammenarbeit einig sind - Sie möchten also über die Preisgestaltung des gesamten Sortiments sprechen. Ich könnte mir vorstellen, dass wir uns auf ein Entgegenkommen beim Preis einlassen könnten,  wenn wir uns auf eine fixe Abnahmemenge der Produkte A B C im Zeitraum XY einigen“

Du siehst – die 10% sind nicht mehr Bestandteil, Rabatt ist kein Bestandteil mehr – es wurde Kooperationsbereitschaft signalisiert, und es liegt eine neue Forderung auf dem Tisch. Außerdem wurde ein erster Punkt abgeschlossen – die Einigung auf eine langfristige Zusammenarbeit – das kannst Du im weiteren Verlauf der Verhandlung noch genauer definieren.

 

Lösungsweg # 2

„Wir wollen 10% Rabatt auf das gesamte Sortiment“

„Soso“ – dann schweigen – Pokerface – die Profis unter euch konnten an der Körpersprache bereits erkennen, ob das eine leere oder eine ernste Forderung ist. Wenn Du das noch nicht kannst, dann keine Sorge – schweigen und Pokerface sind an dieser Stelle „einfache, jedoch sehr effektive Waffen“

Es gibt Situationen, da minimiert der Gegenüber von allein, was hier bedeutet, dass er sowas wie: „Ja, also Sie müssen uns schon preislich entgegenkommen“ erwidert. Damit sind auch hier die 10% erstmal vom Tisch.

Sollte dein Gegenüber verärgert reagieren „Wie soso?“ Ist das alles, was Sie dazu zu sagen haben?“ kannst Du entweder noch mehr Druck aufbauen, indem du maximal ein „hmm“ rausbringst und weiter schweigst, oder Du gehst an dieser Stelle zum Lösungsweg Nr. 1 über –Loben/Gemeinsamkeit hervorheben, zusammenfassen, minimieren, fordern.

„Es freut mich, dass Ihnen unsere Zusammenarbeit genauso wichtig ist, wie uns.“ (Bringe das Lob bitte so ehrlich wie möglich rüber! Ziel ist es, deinen Gegenüber einzufangen – nicht ihn zu verhöhnen. Sarkasmus à là „Es freut mich, dass Ihnen unsere Zusammenarbeit genauso wichtig ist, wie uns“ ist hier vollkommen fehl am Platze! – dann geht es weiter wie vorhin schon dargestellt.

Insgesamt sei an dieser Stelle erwähnt, dass Du diese Vorgehensweise nicht auf die Spitze treiben sollst, sondern Kooperationsbereitschaft signalisiert werde sollte. Ein bis zwei Mal hintereinander funktioniert das – danach solltest Du Dich auch in die Richtung deines Gegenübers bewegen.

Wie das funktioniert habe ich ja in den Beispielen schon gezeigt.

Sollte dein Gegenüber nicht so leicht von seiner einen Forderung abweichen – also in diesem Fall, sich weiter auf die 10% Rabatt berufen, dann versuche es noch mit ein paar weiteren Gegenforderungen (wie du das genau machst, habe ich in der Episode „Macht“ erläutert) und solltest Du damit nicht weiter kommen, dann ist der Abbruch die nächste, sinnvolle Option. Bevor du abbrichst, musst Du dafür sorgen, dass er noch eine letzte Chance hat, den für Ihn negativ empfundenen Abbruch zu verhindern. Du lässt ihm die Wahl, indem Du wie folgt vorgehst:

 „Für uns kommt nichts von dem, was Sie haben wollen in Frage - Wir wollen 10% Rabatt auf das gesamte Sortiment“

„Verstehe – also wir sind an einer gemeinsamen Lösung orientiert, die für beide Seiten Sinnvoll ist. Durch eine Anpassung des Preises in dieser Größenordnung wird diese Lösung nicht zu erreichen sein. Wie sollen wir nun weitermachen?“

Jetzt ist es an ihm die Verhandlung in die s.g. Sackgasse zu fahren, oder sich entsprechend zu bewegen. In beiden Fällen werden wir die Oberhand behalten – auch wenn es an dieser Stelle nicht so erscheinen mag…

 

Insgesamt hast Du bis hierher gelernt, dass

  • angreifen nicht als Beleidigen, attackieren (im negativen Sinne) oder sonstige, negativ belastete Vorgehensweise verstanden werden sollte
  • Sondern, du damit einfach nur die Oberhand in der Verhandlung beibehältst, denn du
    • lässt dem Gegenüber nur einen abgesteckten Spielraum
    • erreichst selbst deine Ziele
    • kannst frühzeitig Angriffe abwehren
    • bleibst ständig in Bewegung um so schneller dein Ziel zu erreichen.
  • Außerdem wirst Du, wenn Du diese Vorgehensweise befolgst, deinen Gegenüber charmant unter Druck setzen können, ohne, dass es negativ auf dich zurückfällt.

Wenn Du auch nur einen dieser Tipps für deine nächste Verhandlung berücksichtigst, dann wirst Du mit Sicherheit – BESSER VERHANDELN.

 

Mit Hinblick auf die Weihnachtszeit möchte ich Dir an dieser Stelle die Möglichkeit geben, meinen Podcast aktiv mitzugestalten. Das kannst Du, indem Du mir eine Nachricht zukommen lässt, in dem Du ein Thema oder einen Sachverhalt darstellst, dass Du gerne hier besprochen haben magst. So fern Du es wünschst, ist’s natürlich anonym. Außerdem interessiert mich, mit wem ich für Dich mal den Blick über die Tischkante werfen soll. Wenn Du hier einen oder mehrere Favoriten hast, dann immer her mit den Namen!

 

Abschließend sei nur noch zu erwähnen, dass Du gerne diesen Podcast teilen kannst – ihn jedoch auf jeden Fall mit 5 Sternen bewerten und abonnieren solltest. Ich wünsche Dir viel Erfolg bei deinen Verhandlungen.

 

Besten Gruß & Ciao

 

Was hörst Du wann:

01:08 Was Dich in dieser Episode erwartet

01:46 Beispiel für „Angriff ist die beste Verteidigung“

02:58 Link zur Verhandlung

03:32 Meine Definition von „Angriff“ in diesem Kontext

04:11 Was ich NICHT unter Angriff verstehe

04:51 Wann & Wie greife ich an

05:21 Beispielsituationen

06:44 Was, wenn ich angegriffen werde?

06:52 Lösungsweg #1

08:05 Lösungsweg #2

10:23 Abbruch herbeiführen

11:13 Zusammenfassung

12:05 Dein Thema im PRM-Podcast?!?